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Die Edition der österreichisch-cisleithanischen Ministerratsprotokolle umfasst das halbe Jahrhundert vom österreichisch-ungarischen Ausgleich im Jahr 1867 bis zum Ende der Monarchie im November 1918. Sie schließt die Lücke zwischen den bereits edierten Protokollen bis 1867 und ab 1918. Aus der Zeit 1867-1918 werden auch schon die Protokolle des gemeinsamen und des ungarischen Ministerrates ediert. Leider gehören die österreichisch-cisleithanischen Ministerratsprotokolle zu den 1927 beim Brand des Justizpalastes stark in Mitleidenschaft gezogenen so genannten Brandakten. Es sind aber keineswegs alle Protokolle vernichtet worden. Die erhaltenen Protokolle sollen wie die bisherigen textkritisch und mit wissenschaftlichem Kommentar versehen herausgegeben werden. Gleichzeitig wird systematisch nach erhaltenen Abschriften in anderen Archivbeständen gesucht. Zur Ergänzung wird ein Verzeichnis aller stattgefundenen Sitzungen und der dabei behandelten Themen aus der Kabinettskanzlei publiziert.

Auch in Cisleithanien war der Ministerrat das Zentralorgan, in dem sich die Regierungstätigkeit konzentrierte. Das Spektrum der Thematik, das sich in ihnen widerspiegelt, präsentiert dem Leser alle Facetten staatlichen Lebens. Die Protokolle machen sowohl die Fragen der Struktur und der Organisation des Staates als auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, kulturelle und soziale Probleme deutlich. Ein wichtiges Thema ist die Wechselwirkung zwischen Problemen einzelner Kronländer und Problemen Österreich-Cisleithaniens insgesamt, einschließlich der Nationalitätenfrage. Das Verhältnis der Regierung zum Reichsrat spielt eine große Rolle.

Das vorliegende Projekt beinhaltet die ersten beiden Bände aus der Zeit  1867 bis 1871. Die zentralen Themen der Zeit waren der Ausgleich mit Ungarn, die Ausarbeitung der Dezemberverfassung, die liberalen Reformgesetze, vor allem zur Regelung des Verhältnisses zwischen Kirchen und Staat, und die Versuche, mit den Polen und mit den Tschechen zu einem befriedigenden Verhältnis zu kommen. Darüber hinaus standen viele andere Themen aus Wirtschaft, Recht, Sozialpolitik und Verwaltung auf der Tagesordnung.

Die Protokolle stellen den an der Geschichte Österreichs interessierten Forschern und der Lehre an den Universitäten wichtige Akten in wissenschaftlich aufbereiteter Form zur Verfügung. Sie dokumentieren entscheidende Jahre der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer. Das Projekt leistet somit einen Beitrag zur internationalen und interdisziplinären Kooperation durch die Bereitstellung gesicherter wissenschaftlicher Grundlagen. Durch die Bearbeitung der Brandakten wird auch ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes geleistet, da jede Benützung der Originale weitere Schäden verursacht.

 

Anfragen und Kontakt: administrator@ministerratsprotokolle.at